Samstag, 7. März 2015

Wir haben nur eine Dose Bier geteilt, ich Eindrittel, du Zweidrittel.
Obwohl du sonst keinen Alkohol trinkst.

Ich erzähle dir, wie ich meine Koordinaten völlig neu ausgerichtet habe, wie ich ans
Ziel gekommen bin. Wie es sich anfühlt, kein Fremdkörper mehr in dieser Welt zu sein
und davon, dass das Leben doch nicht so mies ist, wie ich immer geglaubt habe.

Und du sagst, du kämst zur Zeit nicht mehr in dein Bad und schon seit längerem
nicht mehr in deine Küche. Und dass die Nachbarn sich schon beschweren und dir
das alles den Atem raubt. Wie die Leute dich auf der Straße anglotzen und dein Chef
dich fertig macht.

Wir teilen nur eine Dose Bier, die noch in meinem Kühlschrank stand.
Obwohl du sonst kein Bier trinkst, aber heute muss es sein, sagst du.

Ich berichte von ungeahntem Glück, vom Ankommen in meiner Mitte, davon, dass ich
seit kurzem gerne ich selber bin und niemand anderes mehr sein möchte.

Und du erzählst von der Frau, die dich schamlos ausgenommen hat, von deiner Schwester,
die einen Keil zwischen dich und deine Familie treibt, sodass du völlig alleine da stehst.
Und davon, dass es langsam eng wird, dass nicht mehr viel fehlt und dir alles über
den Kopf wächst. Von den Tabletten in der Schublade erzählst Du auch.

Wir haben nur eine Dose Bier geteilt, ich Eindrittel, du Zweidrittel.

(Nicht von mir, mit Genehmigung des Verfassers gepostet)